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Hoffnung auf Fortbestand der Kreisfahrbücherei

Kulturausschuss des Kreistages empfiehlt einstimmig Erarbeitung eines neuen Konzeptes für die Kreisfahrbücherei

Viele Menschen im Landkreis Celle sind in den letzten Tagen auf eine unscheinbare Fachausschusssitzung des Landkreises aufmerksam geworden. Denn in der Tagesordnung des Ausschusses für Wirtschaft, Kultur, Tourismus und Digitalisierung hieß es lapidar: „Betrieb der Kreisfahrbücherei“. Hinter dieser Ankündigung verbarg sich aber eine Beschlussvorlage, die das Aus für die Kreisfahrbücherei besiegeln sollte. 

Kreisrat Thomas Buchhold fiel als Dezernenten die Aufgabe zu, die Ausschussmitglieder und die sehr zahlreich erschienene Zuhörerschaft über die Gründe der Kreisverwaltung in Kenntnis zu setzen und für die Zustimmung der Ausschussmitglieder zur Schließung der Kreisfahrbücherei spätestens zum 31.12.2024 zu werben.

Vorab wies er jedoch darauf hin, dass den Landkreis Celle bereits mehrere Protestnoten aber auch Unterstützungsangebote erreicht hätten. Er nannte namentlich die Online-Petition einer Leserin der Kreisfahrbücherei, ein Schreiben des DBV und eine Petition der Gemeinde Eschede.

Der Startschuss zum Schlagabtausch unter den Ausschussmitgliedern war damit gefallen. Einige Mitglieder hatten – manche zum ersten Mal – den Bücherbus persönlich besucht, um sich einen Eindruck von dessen Arbeit vor Ort zu machen. 
 

Ein Stimmungsbild:

·        Maximilian Schmidt (SPD) aus Meißendorf berichtet, dass der Bücherbus für ihn ein Treffpunkt ist.

·        Burkhard Hoppenstedt (CDU) wohnt in Wolthausen und sagt von sich, er habe ein anderes Leseverhalten. Aber er fragt sich: „Sparen wir an der richtigen Stelle? Denn wenn man etwas beerdigt, gräbt man es in der Regel nicht wieder aus.“.

·        Marlies Petersen (Grüne) aus Eschede hält es für wichtig, die Gemeinden mit ins Boot zu holen und sie in ein Konzept für die Kreisfahrbücherei einzubinden. Sie sagt: „Wir sollten die Gemeinden fragen: Was braucht ihr?“.

·        Ulrich Kaiser (WG) aus Ahnsbeck weist darauf hin, dass auch das Ehrenamt in ein neues Konzept aufgenommen werden solle.

·        Jan-Hendrik Hohls (CDU) aus Bergen seinerseits merkt an, dass er die niedrige Hürde zum Lesen, die der Bücherbus den Dorfkindern böte, wertschätzt.

·        Erhard Thölke (SPD) aus Hohne berichtet: „Die kleinen Orte in der Fläche haben immer mehr Probleme, sich mit Dingen des täglichen Bedarfs zu versorgen.“ Er ist gegen eine Abwicklung der Kreisfahrbücherei.

·        Anne Kowalski-Miemert (Grüne) aus Langlingen sagt: „Die Kreisfahrbücherei gehört für mich zur unverzichtbaren Daseinsvorsorge, denn wir sind ein Land, das von den Ideen der Bürger lebt.“.

·        Hans-Joachim Bartsch (FDP) findet mahnende Worte: „Wir dürfen die Kosten nicht aus den Augen verlieren. Was wir hier ausgeben, muss an anderer Stelle eingespart werden.

·        Salhattin Kizilyel (SPD) greift einen Aspekt des vorangegangenen Tagesordnungspunktes der Sitzung auf: „Wie wäre es mit einem Imagefilm für die Kreisfahrbücherei?“ fragte er in die Runde.

 

Eine kontroverse Diskussion blieb allerdings aus. Vielmehr soll die Kreisverwaltung nach dem einhelligen Votum der Ausschussmitglieder, mit der Erarbeitung eines neuen Konzeptes für den Weiterbetrieb der Kreisfahrbücherei beauftragt werden. Dieses Konzept soll bis Juni 2024 vorgelegt werden.

In die Konzepterstellung eingebunden werden sollen auf Empfehlung des Ausschusses sowohl die Gemeinden, als auch das Ehrenamt, die Fachlichkeit (hier wurde von der Ausschussvorsitzenden auch die Bibliotheksgesellschaft genannt) und die Schulen in Stadt und Landkreis.

Viel Rauch um nichts wird sich mancher denken, der nicht dabei war. Leider stimmt das so nicht ganz. Zwar ist das über der Kreisfahrbücherei schwebende Damoklesschwert scheinbar abgewendet worden, aber eine Schließung ist noch nicht vom Tisch.

Jetzt sind wieder die Menschen des Landkreises gefragt, ihre Kreisverwaltung bei der Konzepterarbeitung zu unterstützen und einen Beitrag für die Lösung der in der Beschlussvorlage genannten Probleme zu leisten.

Einen ersten Anlauf haben viele Bürgerinnen und Bürger des Landkreises bereits im Vorfeld dieser Versammlung genommen und damit ihr Interesse an und ihre Einsatzbereitschaft für die Kreisfahrbücherei gezeigt.

Überzeugen wir gemeinsam die Kreisverwaltung, ebenso wie die Politik, in etwa sechs Monaten von der Bedeutsamkeit der Kreisfahrbücherei für uns alle.

Denn eines muss uns allen klar sein: es liegt an uns und unserem Nutzerverhalten den Fortbestand der öffentlichen Bibliotheken in Stadt und Landkreis Celle zu gewährleisten.

Hier noch der Link zur Petition, die bis zu einer endgültigen Entscheidung weiter unterstützt werden muss: https://chng.it/wpWLBFdC

[Text: Sabine Richter]